Montag, 26. August 2019

608-4-99

Der Rennradquickie mit leichtem Gepäck durch die Brexitnation ist zu Ende. Er war 608 Kilometer lang, brachte dem Chronisten mit vier Mal Fish and Chips einen Überblick über dieses Nationalgericht und er hat mindestens 99 mal die schlechten Radbedingungen verwünscht, verflucht, verdammt. Windtechnisch hätte er anders herum fahren sollen, aber genußtechnisch war es so richtig. Die Ankunft am Trafalgar Square war eine schöne Belohnung.

Die Tour
Der Chronist ist den Menschen dankbar für ihre Freundlichkeit, ihre Offenheit, ist dem Himmel dankbar dafür, dass er die extra noch beschaffte Regenjacke unbenutzt lassen konnte und dass er heile angekommen ist, er selber zumindest. Über die gebrochene Hinterradstrebe an seinem teuren Leichtgewicht reden wir noch, lieber Boris. Das ist Carbon und da kannst du den Rahmen nur wegschmeissen!  
Für den Chronisten ist klar: Der Brexit ist politischer Rinderwahnsinn und ein Betriebsunfall in der britischen Geschichte, verursacht durch die Nichtbeachtung einer ganzen Gruppe der Gesellschaft und durch die leichtfertige Einschätzung des Votums in London und Brüssel. Ist das zu bedauern? Nö, wie sonst sollte sich etwas ändern.
Wird Großbritannien wie Phönix aus der Asche aufsteigen? Das wird schwer. Über Jahre hinweg haben 800000 Polen, hundertausende Migranten aus Afrika, Asien und anderen assoziierten Ländern des Empires allen, auch den Working class Menschen den Arsch gepudert, haben ihnen das Leben leicht gemacht, die Badezimmer für kleines Geld renoviert, geputzt, die Alten gepflegt. Jetzt müssen die Working class people ihre alten Fähigkeiten und Verpflichtungen erst wieder lernen. Und die Mittelklasse und die Oberschicht muss feststellen, dass da noch Millionen im Lande sind, die auch zum Volk gehören. Der Gips wird vom Bein abgenommen, die Muskeln sind noch schwach.
Der Chronist sah Leuchtürme modernen Wirtschaftens aber auch viel Altware. Und als er am Morgen nach der  Fährüberfahrt von Hoek van Holland eine halbe Stunde lang im Bus nach Schiedam zum Bahnhof fuhr und eine halbe Stunde lang an modernen Industrieanlagen, an sauberen Gewerbebetrieben, an zig Hektar großen Gewächshäusern entlang fuhr, da verdünnten sich diese positiven Ansätze zu nichts.
Respekt verschafften dem Chronisten Ansichten der Schulen. Sauber, modern, groß; warum sie so hoch eingezäunt sind, wunderte ihn.



Das ist ein Angebot aus einem ganzen Schaufenster voll ähnlicher. Bei den Lebenshaltungskosten hier kann man mit dieser Entlohnung keinen Haushalt führen. Es zwingt zu Dritte-Welt-Überlebensstrategien: Mehrere Personen eines Haushalts müssen ihr Einkommen zusammentun


Lieber Boris, Du hast mehr noch als andere europäische Länder eine ausgeprägte Klassengesellschaft. Der Chronist staunte über so viel traditionell begründete Wohlhabenheit, die nicht einmal sichtbar ist. Sie liegt oft am Ende dieser Kieswege, die an einer Heckenöffnung an der Straße beginnen und die an stattlichen Anwesen in parkartigen Gärten enden. Der Kies ist sauber gesäumt, seine Cremefarbigkeit harmoniert mit den Ledersitzen der Jaguar, Bentleys und Porsches.
Du wirst schwer auf die Mütze kriegen, wenn du deine Working class nicht besser bedienst, als das in dem obigen Bild angeboten wird. Siebzehn Millionen haben für den Brexit gestimmt, ein großer Teil wird zu ihnen gehören. Es sind auch deine Menschen.

Lieber Boris, deine Gegner jaulen und monieren politische Unkorrektheiten. Korrektheit hin oder her, das ist den meisten Menschen in deinem Lande im Moment wurscht nach dem ganzen Gehampel. Deswegen wirst Du es hinbekommen, den Brexit, so oder so. Aber danach, mein Lieber, danach musst Du liefern, sonst bist du selber geliefert. Wenn du nur als Hasardeur angetreten bist, wonach es bisher immer aussah, dann wirst Du untergehen. Du musst deine Leute, dein Land auch lieben, sonst geht es in die Hose!


Der Chronist neigt ja, wie alle Männer, gerne zum Weltpolitikmachen, und so fiel ihm dann gegen Ende dieser Fahrt, die ja vor allem viel Zeit zum Nachdenken bietet, dies hier ein:
Haben wir (hier in Deutschland) keine anderen Sorgen als Ferkelkastration zu bejammern, Dieselfahrverbote auszusprechen und Flüchtlinge zu beschimpfen? Auf den Autobahnen bilden die LKWs eine geschlossene Formation von unendlichen Güterzügen, in den Städten ist kein wirklich kreatives und radikal neues Verkehrskonzept zu sehen, die Provinz wird von der Politik ignoriert und die Zunahme alter Menschen überwältigt gerade die junge Generation.

Danke für's Dabeisein und sorry für die Schnellbesohlung. Es sind Fehler drin, es hätte mehr Feinschliff drangekonnt. Aber dafür ist jetzt keine Zeit, der Chronist feiert in zwei Wochen seinen siebzigsten Geburtstag und da muss er auf den Saal und das ordentlich vorbereiten.
Am Ende war es eine schöne Reise.





Mittwoch, 21. August 2019

Tag 5 Cambridge - London (1)-1-5 (1)

Peterborough - London macht 159 Kilometer, nach Liste, hinzu kommt der übliche Klüngel. Die geneigten Leser und Leserinnen mögen es dem Chronisten zugestehen, dass er den letzten Tag im Königreich sich nicht zuschanden fahren möchte. Als Startort drängt sich ein klangvoller Name auf: Cambridge. Er muss ja nur aus dem Hotel über die Straße zum Bahnhof. Cross Country transportiert ihn, das Rad fährt wieder kostenlos mit. Weil Radfahren kein nationales Thema ist, ist es im Zug auch kein Problem. Der einzige Stellplatz ist daher frei.


Lieber Boris, deine Züge sind pünktlich, komfortabel und das Personal ist freundlich; klarer Pluspunkt


Der Tag ist freundlich sonnig. Cambridge, ein klangvoller Name, eine berühmte Stadt. Der Chronist will hindurchrollen, um ein wenig Witterung aufzunehmen, ansonsten hat er nicht zu viel Zeit. Am Ende des Tages wartet die Fähre, oder besser, sie wartet nicht, wenn er nicht da ist. Touristen aus aller Welt tummeln sich im Zentrum, ganz viele aus Asien. Wenigstens ein Foto. Das wird auch bereitwillig gemacht.




Als der Chronist mit seinem Juwel durch die Tür in den Innenhof des Christ’s College stöckelte, wurde er barsch abgewiesen; „No cycles“, als ob er hier mit einem rostigen Hollandrad den heiligen Hof betreten wollte

Am Kings College waren ebenfalls keine Räder erlaubt, da hat sich der Chronist bei Google Maps nach dem Weg zu „The Orchard“ erkundigt, um unter Apfelbäumen einen Tee zu nehmen, eine Empfehlung.



Die Äpfel rührt der Städter nicht an. Er glaubt nicht an ihre Verzehrbarkeit

Lieber Boris, gestern lief es so prima mit dem Wind. Heute wäre WSW auch noch OK gewesen, wo sich der Chronist ziemlich genau nach Süden bewegt. Aber er kommt direkt von vorn. Was soll das? Also beißt der Chronist die Zähne zusammen und denkt an den Prediger, der da philosophierte:

Da merkte ich, dass es nichts Besseres dabei gibt als fröhlich sein und sich gütlich tun in seinem Leben. Denn ein jeder Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes.

Es gelang nicht wirklich. Die Gegend war von der letzten Eiszeit leicht gewellt hinterlassen worden, was heißt, es ging zwar sanft, aber es ging ständig bergauf und bergab.
Die Eiszeit hatte den Boden gleichzeitig fruchtbar hinterlassen, kreidehaltiger Meeresboden. Weizen und Rüben, so weit das Auge reicht. Die Maschinisten tun einem bei der Schlaggröße fast leid. Felder, die an einem Tag nicht zu schaffen sind. Eine Flurbereinigung haben die hier nicht nötig, trotzdem bieten viele Hecken noch Lebensraum für Flora und Fauna. Überhaupt scheint England noch viele Wildtiere zu haben. Auf keiner anderen Reise hat der Chronist so viel Totes auf der Straße gesehen (flattened fauna).



Wenig Verkehr, weite Sicht, Gegenwind



Die Trassenwahl der App ist prima. Wenig Verkehr, wenn man den Wind nicht als Verkehrsteilnehmer mitrechnet. Londons Nähe ist zu spüren, die Straßenoberflächen sehen nicht mehr nur so dahingegüllt aus, die Dörfer sind schön im Wortsinn, die Autos werden noch eine Nuance edler.
Beim Chronisten macht sich die Anstrengung bemerkbar. Er hat nicht mehr so richtig Biss, die ganze Nation zur Rede zu stellen. Er braucht viel Wasser, da kommt ihm die offene Tür eines eher schicken Hauses recht. Stewart bietet ihm Wasser und bereitwillig Auskunft. Nein, er hatte dagegen gestimmt, seine Frau auch. Allein schon für ihr Kind (die Frau war nicht da, daher der Klammerwert in der Überschrift). Peinlich ist ihm sein brexitbefürwortender Vater, der andere Klammerwert. Warum? Der hätte doch alles!
Stewart ist Landschaftsgärtner von Beruf, im Moment aber Hausmann. Scheint ja zu laufen. Der Chronist konnte durch die Haustür bis in den Garten gucken und das waren mindestens fünfzehn Meter Wohnraum.





Polierte Provinz nahe der Hauptstadt


Unterwegs kreuzt der Chronist eine riesige Baustelle, die sich quer durch das Land fräst.


Ein neuer Schnellweg?
Marian muß an der wenig befahrenen Straße für den kreuzenden Baustellenverkehr ein Stoppschild bedienen. Er ist noch jung, kommt aus Rumänien und verzweifelt an diesem Bexitdilemma. Alles wird geschlossen fürchtet er.



Marian aus Rumänien hat mit Sicherheit nicht wählen dürfen, aber hier zählt seine Stimme

In der zweiten Etappenhälfte führt ihn die App an das River Lee Kanalsystem. Der Radweg hat eine einigermaßen qualitätvoll hergestellte wassergebundene Oberfläche, die sanft gewellt ist. Je nach Geschwindigkeit schaukelt oder ruckelt man am Kanal entlang. Der Chronist fährt schnell und muss daher aufpassen. Denn entlang des Weges liegen Narrow boats, schmale, lange Binnenschiffe, die auf dem landüberspannenden Kanalnetz Transportfahrzeuge waren und heute Wohnboote sind. Es sind hunderte und sind je nach Eigentümer Müllhalden oder Schmuckstücke.
Teile des Hausrats liegen manchmal am Wegesrand, manche haben Tisch und Stuhl ins Gras gestellt und manche ihren Hund in unkalkulierbarer Länge angeleint. Wenn dann noch Gegenverkehr ist, heißt es Achtung. Auf keinen Fall möchte der Chronist im Kanal landen, dann wäre der Zeitplan hin und sein Alleskönner auf dem Lenker sprachlos.





Eine für den Moment beneidenswerte Musse...



...strahlt von dieser Szenerie aus; Vatter hängt die Wäsche um

Das geht rund zwanzig Kilometer so weiter, bis die blaue Linie am Lenker von der blauen Linie nebenan abweicht. Es ist auch dringend nötig. Je näher der Chronist der Stadt kommt, je verrotteter wird die Szenerie. Hier werden die Boote von Wohnungslosen benutzt, wer kein Boot hat, schläft unter den Brücken oder in Zelten im Gebüsch. Müll bringt hier keiner weg und holt keiner ab. Welch ein Gegensatz zum Zentrum. Dem Chronisten droht der Strom auszugehen und damit wäre er hier verloren.
Auf den letzten Metern Kanal und dem Eintauchen in den Stadtbereich Londons tauchen seltsame Gestalten auf. Schwarze, lange Mäntel, schwarze, steife Hüte, links und rechts baumeln neben den Ohren Ringellöckchen und links und rechts haben diese Gestalten viele Kinder jeder Altersklasse an der Hand: Orthodoxe Juden. Welche Bibelstelle diese hässliche Verkleidung fordert, wüsste ich gerne. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gott mit solchem Umgang seiner Schöpfung glücklich ist.
Am großen Finsbury Park fährt der Chronist auf das Park View Cafe zu. Er zögert hineinzugehen, es sieht sehr hemdsärmelig aus. Aber der indische Eigentümer hat seinen Laden im Griff, es gibt außer Steckdosen sehr leckere, vegetarische Spagetti. Am Ende rafft sich der Chronist noch zu einem Interview auf. Am Nachbartisch sitzen drei selbstbewusste junge, farbige Frauen. Nein, sie wollen bleiben. Der Brexit sei durch Propaganda und Unwahrheit Zustande gekommen. Für ein Foto sind sie „too shy“, die exotischen Namen bekomme ich, schließlich benötige ich Belege für meine Leserschaft. Horya, Nimo und Ikra.
Und dann kommt der Schlussakt, der Weg zum Trafalgar Square. Es liebt der Chronist solche Ziele, es liebt der Chronist das Durch-die-Großstadt-huschen mit dem Rennrad, durch den dichten Verkehr, durch die Seitenstraßen, in denen sich bei dem schönen Wetter die Büroleute zu einem Feierabendbier treffen, vorbei an Hochhaustürmen, vorbei an der Bank of England und dann ist da dieser majestätische Platz, den er schon hundertmal besucht hat, aber noch nie erradelt, der immer von Menschen wimmelt, die immer ein Lächeln auf den Lippen haben, mitgebracht aus der ganzen Welt.




Angekommen!

Zack, ein Foto, ein Interview, einmal tief durchatmen, es ist geschafft. Und dann weiter, der Blick auf die Tourtabelle macht den Chronisten etwas sprachlos. Sein Zug fährt gerade in Liverpool Street Station ab. Er hat im Kopf eine andere Zahl gehabt. Und er muss die Fähre noch bekommen, der Enkel hat morgen Geburtstag und das geht unbedingt vor.
 


 
Fatima hat nicht gewählt. Sie weiß nicht, was richtig ist. Italien, ihr Ursprungsland, wolle ja auch aus der EU. Selfie? Klar!


Jetzt beginnt eine eher wilde Hatz über vier Kilometer an der Themse entlang. Das hauptstädtische Radwegesystem ist super, der Chronist klemmt sich hinter zwei Schnellfahrer, die die trödelnden Touristen auf ihren Leihrädern aus dem Weg brüllen.
Es gibt die Zugverbindung nur stündlich, er muss den nächsten Zug nehmen und wird damit eine Viertelstunde später ankommen als der ultimative Check-in verlangt. Er wird etwas nervös. Warten in Manningtree auf den Anschluss, der Warteraum des Bahnhofs mit Bücherkiste, Sofa und Kamin wäre zu anderen Zeiten ein Genuss.



So kann ein Provinzbahnhof auch geführt werden, Herr Richard Lutz!

Harwich international. Keine Schlange mehr, freundliche Leuchtwesten schicken den Chronisten dennoch vom Schiff wieder weg. Er muss erst durch den Check-in und rollt dann als Letzter an Bord, fährt erleichtert bis auf den Platzeinweiser zu (was streng verboten ist, es ist zu schieben, aber nicht mehr jetzt, was der Einweiser auch so sieht) Geschafft. In der Kabine ist alles da, auch viel heißes Wasser. Es ist spät, die Nacht wird kurz, aber das ist jetzt auch egal.



Bilanz


Der Vollständigkeit halber

 Beste Grüße



Dienstag, 20. August 2019

Tag 4 Chesterfield - Peterborough 1-0-5

Liebe Leser und Mitreisende im Geiste. Der Chronist ist sich nicht sicher, ob er das heute hier noch zu Ende bringt. Es ist schon spät und er schwächelt leidlich.
Er fängt von hinten an, Peterborough hat ihn am Bahnhof einquartiert. Er liegt unter weißen Laken und entspannt, mit Blick durch Einscheibenschiebefenster auf die Schalter der Bahnstation. Das mit der Einscheibenverglasung muss er korrigieren. Da muss in den letzten fünfzehn Jahren eine Menge passiert sein. Man hat allgemein aufgerüstet. Das Hotel hier scheint eine Ausnahme.
Peterborough war ja nun nichts klangvolles, sondern einfach nur eine passable Entfernung zu Chesterfield, das wegen des Klanges auf die Reiseroute kam. Und hinter dem Bahnhof Richtung Stadt schreckte eine unförmige Festung namens Queens Park potenzielle Besucher eher ab. Ein Monstereinkaufszentrum. Trotz Schwächeln machte sich der Chronist auf den Weg, um vielleicht mal Spaghetti zu essen und nicht immer Fisch. Weil sich ihm hinter der Konsumfestung eine quirlige, reich anmutende Innenstadt auftat, ließ er den Italiener erst links liegen und folgte larifari dem Wegweiser zur Kathedrale. Und da hat es ihm doch die Sprache verschlagen. Eine solche Pracht war ihm noch nicht untergekommen. Nicht so gewaltig, wie der Kölner Dom, nicht so elegant, wie die Palermitaner Kirchen, nicht so wunderschön bunt, wie Istanbuler Moscheen, doch beim Betreten schoss ihm spontan ein Ausdruck in den Sinn, der schon mal bei Alkoholkonsum gebraucht wird: „knallen“. Der Anblick dieses Gebäudes, der Eintritt in das Innere knallte, knallte so richtig. Verstärkt auch noch durch eine Kunstinstallation mit einem riesigen, schwebenden Globus zu sphärischen Klängen. Dabei sind die Sphaghetti dann abhanden gekommen. Die Küchen waren schließlich zu. Er bekam noch eine halbe Pizza, während deren Verzehr schon die Stühle gerückt wurden.


Im Jahr 1211 gestartet, 120 Jahre gebaut, um 1800 vollständig renoviert. Eine Orgie aus feinstgliedrig  bearbeiten Steinen, aus feinstgliedrig geschnitzter Eiche; wie geht so etwas ohne CNC gesteuerte Fräsköpfe?. Eine atemberaubende Pracht, eine Pracht, die Macht demonstriert. Es war phänomenal und es war leer

Reisender, kommst Du nach Peterborough, die Kathedrale ist einen Abstecher wert. Deswegen ist der Chronist  ja nicht unterwegs, er konnte sich diesen Einschub aber nicht verkneifen.
Der Weg heute war reisenswert. Es fing zwar schon wieder so an, dass der Chronist im Geiste stänkerte. Der Fahrbahnbelag war sehr unkomfortabel. Er sah aus, als ob man das Bitumen nicht mit der schon beschriebenen Gloriaspritze aufgebrachte hätte, sondern eher aufgegüllt mit dieser modernen Landtechnik aus Schläuchen. Auf die so entstandenen Streifen hat man dann grob drauf geschottert. Aber diese Technik war endlich. Es wurde immer besser, Boris hatte auch nicht am Wind gestellt. Er blies anständig. Morgens trug der Himmel dick wattierte Decken, nachmittags zog er blank und wärmte den Chronisten auf den letzten Metern. Es ist dieser Tage schon ziemlich kühl.
Interessant, aber nicht so einfach, waren die rund fünfundzwanzig Kilometer Schotterpiste. Ein Stück auf einer alten Bahnstrecke, ein Stück entlang eines dieser alten, schmalen Kanäle.
Rad und Chronist nahmen keinen Schaden, es gab insgesamt viel Abwechslung in der Wahl der Verkehrswege, geräumige vierspurige Straßen der Kategorie A, enge, stark befahrene Straßen der Kategorie B. Neben den bekannten Malessen durch die sorglosen Fahrer fuhr der Chronist auch jedesmal deswegen zusammen, weil diese grobe Oberfläche die Autos so laut macht.
Eine ganze Weile ging es durch eine Art Kornkammer über kleine Straßen und Wirtschaftswege.
Den ganzen Tag über begegneten ihm Kollegen oder überholten ihn. Diese Gegend scheint ihren Habitatsansprüchen entgegenzukommen. Einen kleinen sportlichen Erfolg verbuchte der Chronist bei einem älteren „pushbiker“, dem er wegen dessen Stopps Hilfe anbot. „No my friend, the bike is good, the legs are shit“.
Heute durchfuhr den Chronisten der Gedanke, es könne jetzt so langsam langweilig werden, hier nur immer die Zählergebnisse zu präsentieren. Seine Idee war es dann, andere Begebenheiten zu kartografieren, solche, die Hinweise auf die Situation Anno Brexit geben.
England war mal reich, unvorstellbar reich. Das hat eine gigantische Menge an teuren, großen Gebäuden, an perfekter, großer Infrastruktur hervorgebracht. An beiden erstickt man schier. Es ist zu viel da. Und vieles wird auch nicht mehr gebraucht, ist überholt, ist nutzlos. So betrüblich der Verfall so vieler Kunstfertigkeit und Pracht auch ist. Es sind die Mittel nicht mehr da zum Unterhalt. Wofür auch? Vergleichbar kann man gespannt sein, wie die ölgeschmierten, arabischen Länder in 150 Jahren aussehen?
Doch sieht der Chronist außer neuen, großen Autos, dass auch investiert und das Leben neu erfunden wird. Er überblickt nur nicht den Umfang. (Eine Idee zu der auffälligen Neuwagenschwemme - die Straße wirkt ja wie ein Showroom für BMW, Audi, VW und Mercedes: Es ist Brexit und hinterher wird alles teurer; da haben viele noch mal schnell ihr Sparbuch geplündert oder einen Kredit aufgenommen und ein Festlandsauto gekauft)


Mal was Neues: Landprodukte der Region kommen „wiesenfrisch“ in einem großzügigen, professionellen Geschäft an den Kunden

Riesenbaustelle zu einem Industriepark


...und Kunst an der Baustelle: Alle greifen mit ins Rad



Moderne Viehställe, soweit das Auge reicht. Es gibt ärmliche landwirtschaftliche Anwesen, die in Schlamm und Gülle versinken, mit einem schlechten Maschinenpark aber auch Betriebe mit ähnlichen Großgeräten wie bei uns


Mit dem Fahrrad kam die Rezeptionistin von der Morgenschicht an, als der Chonist nach seinem Rad fragte. Beide hatten was zu lachen und die Dame keine Lust auf Brexit

Im Fahrstuhl geriet ihm Robert (75) in die Fänge. Ja, er habe dafür gestimmt. Als es mehr Informationen gab, war er dagegen. Jetzt muss es aber auch passieren (in der Linken hält der Chronist den Einkauf der älteren Fotografin. Sie hätte sonst nicht fotografieren können. Es war ohnehin problematisch, siehe Ausschnittswahl)

Der Chronist hat Kundschaft akquiriert und gar nicht mal uninteressante.


Mittagspause im Paradies. Niedrige Decken, dicke Teppiche, weiße Stofftischdecken. Seine ganzen Fish and Chips lang hat der Chronist gebraucht, sich zurechtzulegen, wie er die feinen Damen vom Nachbartisch anspricht; andere Gäste waren nicht da. „Dear Ladies...“. Die Ladies unterhielten sich über Schauspieler, Konzerte, den Zweiten Weltkrieg und so weiter. Foto ja gerne. Wir von dir? Nein, alle mit mir! Gekicher. Brexit? Nein, man sei immer dagegen gewesen, wie übrigens alle ihre Bekannten. Janet, ganz rechts hatte gleichzeitig Geburtstag und kämpfte mit Mary und Sylvia, v.l., hoffnungslos unterlegen mit den viel zu großen Portionen


Ruth mitten auf dem Lande, mitten in der Weizenernte. Das solle der Chronist dazuschreiben, weil sie so nach Arbeit aussähe. Sie stieg gerade vom Trecker, als er wegen Wasser (und Frage) auf den Hof einbog. Sie glaubt der Brexit ist ein Fehler, der jetzt aber passieren muss. Gerade die Farmer machen sich Sorgen


Bilanz

Es sieht so leicht aus, war es aber nicht; vielleicht macht es die Länge oder die riesige Portion Fish and Chips

Das war schwerer Mittagstisch.
Gute Nacht

Montag, 19. August 2019

Tag 3 Liverpool - Chesterfield 5-0-2

Man verlässt Liverpool nicht ohne bei den Beatles vorbeizuschauen. Der Chronist musste sehen, dass er dazwischen kam bei dem Andrang.

The fabulous four


Boris hat scheinbar seinen Blog gelesen und dem Chronisten den Wind abgedreht, wo es doch heute in die andere Richtung so fein gepasst hätte. Fast. Ein wenig säuseln die Blätter. Na, immerhin nicht gegen ihn und von Regen ist so richtig auch nicht die Rede.
Das Hotelfrühstück war dem Chronisten zu teuer und zu langweilig. Er wollte lokal und authentisch frühstücken, mit Bohnen, denn die Kalorien von den Fish and Chips des Vorabends waren in der Nacht aufgebraucht. Aber da ist er nun nicht fündig geworden. Was bei uns jeder Bäcker an jeder Ecke bereithält gibt es hier nicht.
Er war schon fast aus der Stadt, als ihn ein Einkaufszentrum der Marke Obermarktpassage in groß nun nicht wirklich einlud, aber es schien ihm authentischer als McDonald Cafe gleich nebenan, also rein.
Zwischen Pound Bargain und Gamegeschäft fand er dann eine kleine Backfiliale mit Sandwiches, Kaffee und überwiegend älteren Gästen aus der benachbarten Siedlung. Der Chronist hatte Mühe radtechnisch brauchbare Nahrung zu finden, die Sandwiches waren entweder mit Fleisch vollgestopft oder vegan. Er ließ sich einen vorgefertigten drei-Minuten-Toast heißmachen, nahm einen Kaffee und eine eingeschweißte Cinnamonroll.
Als Beilage erhielt er einen politischen Vortrag von seinem älteren Nachbarn, natürlich erst, als er ihn angesprochen hat - siehe weiter unten.
Heute waren die Straßen besser, die Gegend regelrecht wohlhabend. Liverpool und das benachbarte Manchester strahlen in die Landschaft aus.
In einem Kleinstadtzentrum war es dann so schön, dass der Chronist ein paar Minuten verweilte. Der Brunnenplatz verzauberte wunderbar, Blumen ringsum; was ihn aber am meisten annagelte, war „Time to say good-bye", angereichert mit Panflöte - siehe unten.
Zu nörgeln gibt es immer was. Neben „unterirdischen“ Radwegen hat das Land auch eine genauso zu bezeichnende Datengrundlage für die Apps bereitgestellt. Die schlagen damit Trassen vor, da hat mal gerade der Rennradreifen Platz, da passt nicht mal ein Dackel zum Gassigehen drauf. Oder sie führen ganz ins Raff.


Hinter dem oberen Bildrand verjüngt sich die Situation auf einen halben Meter und schließlich klettert man über eine Viehzaunsteighilfe. Wer stellt so etwas als georeferenzierte Polylinie mit dem Attribut Radweg bereit?

Der Chronist musste einmal umkehren und sich mit Google Maps in der Version „Auto“ weiterhelfen: Das Ergebnis waren zehn Kilometer Umweg.



Shrigley Hall: Vier-Sterne Golfhotel im Nirgendwo; der New York Cheesecake tat gut; die Kundschaft war wenig interessant; danach darf es nicht gehen. Der Chronist hat trotzdem niemand angesprochen


Einmal musste er über vergammelte Schleusentore ein andermal sein Rad in die Hand nehmen und am Rande der Unterführung balancieren, sie stand voll Wasser.
Hier hat der Chronist auch wieder einen heißen Tipp für Boris. Sein Land, das ja die Mutter aller Eisenbahnen ist, hat so viele verwunschene Altstrecken mit so vielen kunstvollen Bauwerken. Allein, wenn mal eine hergerichtet ist, weist sie eine höchstens mountainbiketaugliche Oberfläche auf. Meistens schlafen aber diese unzähligen alten Trassen unter Buschwerk einen Dornröschenschlaf. An dem Tag, an dem dich, Boris, die Union wieder -auf eindringliches Bitten hin- aufgenommen hat, gehst du hin, besorgst Dir einen kleinen dreistelligen Millionenbetrag und erweckst ein landesweites Netz alter Eisenbahntrassen als High-end-Radwege zum Leben, versehen mit Asphaltfeinbeton allerbester Güte.
Eine Mischung aus einem fast unendlichen Netz über und durch faszinierende Bauwerke bei alterstauglicher Gradiente. Frag bei den Holländern nach, wie das geht. Dann nämlich kann dein Land das Ziel weltweiter Radpilger werden.


Vielleicht mal etwas weniger Gold an die Fassade, ...

...sondern etwas mehr auf die Straße


Der Chronist ließ den einzigen Regen des Tages in einer Gaststätte an sich abperlen. Vorsichtshalber suchte er in einem Schlachterladen Folie und in einem Secondhandgeschäft Tesafilm, um das Smartphone zu schützen. Der Schlachterladen war so faszinierend neuzeitlich, dass er den Chef vergaß zu fragen. Die Secondhandladnerin war aber dran - siehe unten.
Es kam schließlich ziemliches Relief auf, welches den Chronisten zwang im kleinsten Gang noch zu kreuzen, sonst hätte er absteigen müssen. So bekam er eine Ahnung von dem Begriff Highlands.



Kleine Straßen, hügelige Weiden...
 
...eine Welt kunstvoll eingemauerter Schafe

Über die Straßen konnte man heute nicht allzu sehr meckern. Damit es nicht so nervig klappert, hat der Chronist dennoch seine Teile in der kleinen Rahmentasche einzeln eingewickelt.
Es war heute die längste Etappe bisher. Aber sie kam den Chronisten nicht so quälerisch daher wie gestern. Chesterfield empfing ihn freundlich, fast postkartenmäßig englisch. Und die jungen Leute an der Rezeption ließen ihn an die hauseigene Miele, dass er seinen Radsachen frischen Duft beibringen konnte.



Mike ist ein Brexitschwergewicht. Er sieht sich als vergessene Arbeiterklasse. Angela Möörkel ist sch..., er unterstützt die AFD, Orban ist gut, Salvini ist gut; er ist überzeugt von der Islaminvasion und deren Vergewaltigungen und Morden; er zeigt mir von ihm angefertigte Videos politischer Aktionen. Wir verabschieden uns freundlich. Meine Argumente versteht er, aber sie spielen keine Rolle

Sein Manager macht den Fotografen und ist überzeugt davon, dass der Brexit für sie beide schlecht ist. "Time to say goodbye" kann er ziemlich schön ;-)


Bob begegnet dem Chronisten beim Überqueren des Flusses auf vergammelten Schleusentoren. Weil es so praktischer ist, bleiben beide im Sattel. Er will so schnell wie möglich raus. Von der EU hat nur ein Prozent der Menschen einen Vorteil, die anderen nur Nachteile

Angie gibt dem Chronisten bereitwillig Tesafilm und Auskunft, aber nur: „wenn du das Bild noch schön machst“! Versprochen. Angie hat nichts gegen die EU, will aber für ihr Land die Power zurück


Laraine und Roger. Sie hat in Minden britische Soldatenkinder unterrichtet, er war in Celle stationiert. Aus dieser Zeit stammt seine Vorliebe für Mercedes. Nein, er sei nicht gegen eine Union. Aber so wie sie jetzt ist, ist es eine schlechte Konstruktion. Brüssel braucht eine Erneuerung, London eine stille Revolution. Beide Brexiteers


Übrigens, das Haus im Hintergrund ist ein Landhotel. Der Chronist hat sich hier Wasser geholt. Es war so warm und so verführerisch gemütlich drinnen, dass er am liebsten dageblieben wäre.


 
Freundlich, aufgeschlossen, Elly von der Rezeption will in der EU bleiben


 
Das Ankommerbier im Market von Chesterfield; wer mal hinkommt, ein sehr authentischer Laden mit einer guten Speisekarte. Dieser dritte Versuch von Fish and Chips landet auf Platz zwei



Bilanz

Ohne die wilden Gebüschstrecken wäre noch etwas Ordentliches draus geworden
 Bis Morgen


Sonntag, 18. August 2019

Tag 2 Leeds-Liverpool 0-1-7

Liverpool, der Chronist ist an Jürgen Klopps Arbeitsplatz, in der Heimatstadt der Beatles. Er hat ein schönes Zimmer am Hafen, mit behindertengerechtem Badezimmer und Wanne. Das konnte er gut gebrauchen. Es war nicht einfach gestern.
Liverpool macht an der Wasserlinie einen attraktiven Eindruck. Eine quirlige Menge Menschen genießt die bunte, moderne und auch traditionelle Waterfront.


Vor Zaha Hadids Liverpool Museum


Den Weg durch die Stadt dahin hat der Chronist ausgeblendet. Er war einfach fertig. Erstens hat er aus Ungeschicklichkeit heraus erst nach einhundert Kilometern eine Pause gemacht und zweitens hat ihn der Wind die ganze Fahrt gefoltert. Mit dreißig Stundenkilometern pustete er gegen ihn. Als ob jemand eine Kerze auspustet, versuchte der Wind ihn ausblasenzu. Man musste Angst haben, dass die Blumenampeln an den Häusern wegwehten. Entsprechend mager ist der Schnitt - siehe unten.




Windzauberei

Vielleicht lag es ein bisschen auch daran, aber nicht nur: Lieber Boris, wie kannst du nur so eine große Fresse haben und im Lande liegt gleichzeitig so viel im Argen? Radfahrtechnisch seid ihr noch nicht einmal Schwellenland. Das zum einen und zum andern: Deine Straßen sind die schlechtesten Europas. Der Chronist weiß wovon er redet, hat er doch mittlerweile rund zweihundertfünfzig Kilometer bei dir mit seinem Sieben-Bar-Prüfrad abgekurbelt. Und er war schon tausende Kilometer in anderen Ländern unterwegs. Aber sowas ist ihm noch nicht untergekommen. Eure Grundkonstruktion kann man salopp so beschreiben: Auf den Untergrund wird mit einer umgebauten Gloria-Gartenspritze Bitumen aufgespritzt, aber nicht zu viel und darauf wird dann Grobsplitt verteilt, aber so richtig grob. Und dann wird zwanzig Jahre nichts mehr dran gemacht. Höchstens geflickt, wenn ein Kabelgraben oder sonst ein Eingriff passierte. Die Bürgersteige sind nicht begehbar, sie sind eine Schande für jede europäische Nation, deshalb müssen deine Leute auch alles mit dem Auto machen. Das und ihre spezielle Bohnen-Speck-Diät zusammen mit dem Alkohol lässt sie dann oft so aus der Form geraten (obwohl, hier sieht der Chronist Besserung, jedenfalls bei der Anwendung dick machender Rauschmittel: Man geht über zu Lachgas, die Straßenränder sind voll kleiner, leerer Kartuschen, man fährt also begast, wird aber nicht dick davon; das muss er noch seinem Schutzengel erzählen).
Deine Radwege sind Resterampe, ein schmaler Alibistreifen, der als Sammelstelle für Dreck, Scherben und verlorenes Autozubehör dient, weil er nie gekehrt wird. Seine Oberfläche ist ohnehin nicht anders als deine Frisur. Dann peitschen dem Nutzer noch die ungeschnittenen Zweige ins Gesicht. Also wenn mal Paris-Roubaix aus unvorhergesehen Gründen nicht stattfinden kann. Bei dir ist überall Roubaix.
Lieber Boris, der Chronist hätte an deiner Stelle die Fresse gehalten, sich von Brüssel Strukturmittel in Milliardenhöhe besorgt und die Infrastruktur auf Vordermann gebracht.
Was ihn ja brennend interessiert: Auf den armen Straßen rollt es nicht arm daher. Mercedes, Audi, BMW, Jeep, alle in groß, dazu die ganze Palette angepasster Range Rover und Jaguar (angepasst an diese vollendete Sinnfreiheit die Städte verstopfender SUV‘s). Wie passt das zu dieser verlotterten Infrastruktur, zu diesen vielen mit Sperrholz vernagelten Fenstern, zu den aufgegebenen Friedhöfen, zu dem ganzen Müll neben der Straße und den unlesbaren Hinweisschildern zur Geschwindigkeitskontrolle. Die sind so lange nicht geputzt worden, dass sie vor Grünspan unlesbar sind (und wenn sie es wären, ist der Chronist nicht davon überzeugt, dass sie wirken. Es wird gerast).
Also Geld scheint da zu sein. Nur zum Konsum? Und womit verdient ihr das? Neben ganz viel verlassenen Industriebrachen tauchen wohl große, neue Gewerbeparks auf und von den rund dreißig Unicorns (Startups mit einer Milliarde Wert) in Europa, ist die Hälfte bei Euch. Hmm. Das musste jetzt mal sein. Boris, Du fängst ja auch erst an. Denk mal drüber nach. Das man hier das Rad mit aufs Zimmer nehmen darf und das es beim Bahnfahren kostenlos mitfährt, wiegt das übrige Desaster beileibe nicht auf.


Rad mit Aussicht


Die Bilanz in Sachen Brexit ist heute wenig repräsentativ. Es gab wenig Kundschaft und der größere Teil davon war nicht von hier. Alle Morgenzeitungen im Hotel in Leeds hatten das Thema auf der Titelseite.



Ohne Worte

Der Chronist fragte im Hotel Jack, den jungen Chef des Frühstücksaals. Er machte gerne ein Foto von ihm, gab ihm eine kluge Antwort auf seine Frage, von der er ungefähr verstand, dass zwar eine Änderung im Lande stattfinden muss, aber diese innerhalb der EU-Gemeinschaft.


Schwarz-weiß Graffiti auf alten Ziegelsteinen, fotografiert von Jack




Jack, Selfies muss der Chronist noch lernen


Dann kam lange Zeit gar nichts. Das Rütteln und Schütteln auf den schlechten Straßen hatte den Chronisten paralysiert. Erst das Ankommerbier zu Fish and Chips im umgebauten Lagerhaus des Albert Docks am Hafen hauchte ihm wieder so viel Leben ein, dass er sich für seine Tischnachbarn interessierte. Der Sprache nach meinte er sie Schottland zuordnen zu können. Tatsächlich waren es Finnen auf einem Tagesausflug von Manchester. Dort wohnten sie traditionsgemäß dem ersten Saisonspiel ihrer englischen Lieblingsmannschaft bei (England hat die teuerste Fußballliga der Welt, frisst sie das ganze Geld?). Hier das Ergebnis:





V.l: Markus, Panu, Ville I., Heiki, Janne, Ville II.; alle bis auf Panu sind Remainer, Panu ist für Neuabstimmung (von wegen Cambridge Analytica und so)


Bilanz


WSW stand in der Wetter-App; entsprechend bescheiden ist das Ergebnis; heute gab es durchaus einige Kollegen unterwegs, besonders in den Bergen. Drei mit ihm, dreißig kamen entgegen, mit entspanntem Grinsen und auf großem Gang
Man sieht sich.